Leipziger Straßentheatertage
18. Leipziger strassentheatertage 2025
Das Knalltheater initiiert zusammen mit dem LATS e.V. die seit 2007 jährlich stattfindenden Leipziger Straßentheatertage.
In diesem Jahr fanden diese 11. bis 15.September statt. Bereits zum 18. Mal waren Theatergruppen, Clowns und Solokünstler in Leipzig und improvisierten, rezitierten, animierten, walkacteten, clownerten und begeisterten. Für die Passenten eine perfekte Gelegenheit zum An- und Innehalten.
Mit dabei waren:
- das „freie ensemble p&s“ aus Halle mit „Ratten“; einem Walking Act, mit dabei Elsa Weise, Niklas Stelbrink, Juliane Blech (Unterstützung)
- die „Plagwitzer Ballettschule“ mit einer Tanzperformance der ganz Kleinen
- „Theater Fingerhut“ alias Frank Schenke mit seinem „Märchen vom Drahteselchen“
- „Leipziger Nasen e.V.“ mit einer Tuchperformance mit Pauken und Trompeten
- Improvisationstheater mit u.a. „Susanne Bolf“
- Improvisationstheatergruppe „Brimborium Totale“ mit einer Improshow
- „Leipziger Clownschule „spielend leicht“„, mit Walking Acts der Clownsschüler
- Theatergruppe „Spielbande“ vom Leipziger Bündnis gegen Depression e.V. mit ihrem Märchen „Hans mein Igel“
- „Clowns und Clowns e.V.“ mit Walking Acts
- „Lambe-Lambe Miniatur Theater“ mit ihrem Figurentheater im Miniaturformat, je Einakter für einen Zuschauer, gespielt von Kathrin Blüchert und Aurélie Fyferling
- und am Sonntag kommt
„Clown Trine“ alias Melanie Heinemann aus Dortmund,
mit ihrem Kinderprogramm
Walk Acts, Clowns und Miniaturtheater
Bericht Straßentheatertage 2025
Mit dem Fokus auf mehr Theatervorstellungen, statt Akrobatik und Zirkus, war das Programm in diesem Jahr wieder mehr an den Wurzeln dran. Die Aktionen sollten erste Zugänge zu Theatererlebnissen schaffen, daher ist das Konzept so ausgelegt, dass die Aktionen dort stattfinden, wo die Leute sind. Von Anfang an fanden daher die Leipziger Straßentheatertage, mit wenige Ausflügen in den Park und an den Cospudener Strand, in der Leipziger Innenstadt statt.
Impro und ein Märchen am ersten Tag
Am, tendenziell undankbarem Donnerstag, machte das Improduo Steffi Dautert und Susanne Bolf den Auftakt zum diesjährigen Festival. Mit furiosen Kampf- und Säbeleinlagen in einem fernen Königreich, einer Dreiwortgeschichte und dem amüsantem, aber sehr respektvollem Einbinden des immer weiter anwachsenden, umstehenden Publikums, spielten sie sich in die Herzen von Groß und Klein und ließen kaum ein Auge trocken.
Mit Improvisation ging es im Anschuss weiter. Drei Spieler*innen, inklusive eines engagierten Gastspielers, der studentischen Improgruppe „Brimborium Totale“ spielten mit Mut, Lust und Fantasie ihre Show inmitten der Passanten. Der Spaß der Spieler schwappte schnell über.
Gegenüber dem Zeitgeschichtlichem Forum spielten im Anschluss, und sie werden langsam zu routinierten Dauergästen, die Spieler*innen der Theatergruppe „Spielbande“ vom Leipziger Bündnis gegen Depression ihr Märchen „Hans mein Igel“. Dieses eher unbekannte grimmsche Märchen erzählt die Geschichte eines Igels, der, trotz Ablehnung seitens seiner Eltern und seines Umfeldes, zum Gatten einer Prinzessin und damit zum Königsanwärter aufsteigt. Trotz einer halben Stunde Spielzeit schafften es die Theaterbeutler ihr Publikum zu halten. Alle Schauenden blieben stehen und ließen sich in die Geschichte, die Spiellust und den Witz der Akteure hineinziehen.
Von zuckersüß über drahtisch und rättisch bis trompetisch
Vor Hugendubel versammelten sich die Tanzmäuse der Plagwitzer Ballettschule. Wie schon in den vergangenen beiden Jahren versetzen ihre von der Tanzlehrerin Julia Veigel angeleiteten Tänze die Zuschauer in Verzücken. Es war ja so dermaßen süß, wie die kleinen Hasen hüpften, sich drehten, wie sie marschierten oder wie sie in einstudierter Choreografie oder ungewollter Orientierungslosigkeit im Kreis und in Schlängellinien herumwirbelten.
Der Leipziger Star der Puppentheaterszene Frank Schenke alias Theater Fingerhut, spielte, wie im letzten Jahr, wieder die „Geschichte vom Drahteselchen“ und traf damit nicht nur das Herz der Kinder, sondern auch den Puls der Zeit. Es ging um Ausgrenzung, Vorurteile und enttäuschter Erwartungshaltung. Diese schweren Themen verpackte Frank Schenke kindgerecht mit fantasievollen Figuren aus Blech und Haushaltsgeräten zu einer komischen Geschichte. Was für ein Kunststück.
„Die Ratten“, ursprünglich eine Performance, walk acteten die Akteure vom ensemble p&s aus Halle. In schwarzen Ganzkörperkostümen und mit riesigen Rattenköpfen „bewaffnet“ sorgten sie für positive Irritationen bei den Passanten. Einige blieben stehen und verfolgten das Piepen und das beinahe buffoneske Auspacken von dicken Einkaufstüten, dem Spielen damit und dem darauffolgenden, gewollt unkoordiniertem Rückzug. Es war schön, dass die Hallenser angereist und bei den Straßenheatertagen dabei waren. Denn, was nur Insider wussten, einer ihrer Akteure, Tom Wolter, ist in diesem Jahr plötzlich und unerwartet verstorben. Die Tapferkeit seiner Frau, Juliane Blech, die sich ebenfalls unter den menschengroßen Ratten befand, ist gar nicht hoch genug zu würdigen.
Mit Pauken und Trompeten zogen die Clowns von den Leipziger Nasen als Abschluss des 2. Tages durch die Petersstraße vor das Gebäude von Hugendubel und gaben ein Konzert mit ihren Blasinstrumenten wie es nur Clowns geben können. Da wurde mit den Elementen, in diesem Falle, mit den Instrumenten gekämpft, und mit Freude gescheitert, – der Eine verpasst seinen Einsatz, der andere traut sich nicht, die Dritte beginnt zu früh – bis dann doch ein erstaunlich präziser Ton aus Pauken und Trompeten dröhnen. Höchstamüsant. Geschätzt hundert Leute wurden zu Konzertbesuchern.
Die Leipziger Nasen sind nun schon das dritte Mal dabei. Sie bestehen aus Berufstätigen, die in ihrer Freizeit als Clowns zusammenkommen und gemeinsam Projekte an Schulen mit Kindern und Jugendlichen durchführen. Neben einigen Auftritten reisen sie mindesten einmal jährlich zu einem berühmten Clown und bilden sich in einem mehrtätigen Workshop weiter.
Spielend leichte Clowns und Clowns und Lambe Lambe
Am dritten Tag wurde die Petersstraße mit Clowns und Clowninnen regelrecht durchflutet. Die SchülerInnen der vor knapp zwei Jahren neu gegründeten Clownsschule „spielend leicht“ clownerten in Walk Acts durch die Passage, führten komisch simple Tricks wie über ein auf dem Boden liegenden Seil zu balancieren oder über einen Eimer zu hüpfen auf und präsentieren dies, als wäre es eine der größten Sensationen. Eine Clownin und ein Clown des Vereines Clowns und Clowns, Fräulein Mumpitz und Herr Liebling, machten Faxen im Umkreis der Musikschule. Die sprühende Lebendigkeit und Fröhlichkeit, die beide im Team ausstrahlten, sorgten dafür, dass der gesamte Platz emotional leuchtete.
In der Mitte der Petersstraße war indes eine Besonderheit zu erleben. Zwei Figurenspielerinnen, Kathrin Blüchert (extra aus Nürnberg angereist) und Aurelie Fyferling zeigten mit ihrem Miniaturfigurentheater Lambe Lambe (auf Deutsch: lecken lecken) für je einen Zuschauer Drei-Minuten-Stücke, von einem hypnotisierten Vogel oder einer kleinen Kugel, die von einem Nilpferd verfolgt, dieses, plötzlich groß geworden, schließlich verschlingt. In diesen Kürzestgeschichten steckte neben der Poesie, dem feinfühligen Spiel auch enorm große Vielschichtigkeit. Um Manipulation, Selbstverwirklichung, dem Glauben an sich selbst und dem mutigen Trotzen von Gefahren kreisten diese Einakter.
Ein ganz besonderes und eindringliches Theatererlebnis.
Den Schlusspunkt der 18.Lpz StraTheaTa in der Innenstadt, bildete eine improvisierte Geschichte von Susanne Bolf und Larsen Sechert. Unter Einbeziehung einer animierten Geräuschkulisse vom Publikum, erlebte hier eine stolze Katze die Sinnlosigkeit eines Krieges und versuchte beide Kriegsparteien, auf sehr unkonventionelle Weise miteinander zu versöhnen. Für Zuschauer wie Improvisateure ein Spaß gleichermaßen, trotz der traurigen Aktualität.
Clown Trine macht Quatsch für Kinder
Am Sonntag war Clown Trine aus Dortmund mit ihrer Clownsshow im Klara-Park am Rennbahnweg zu erleben. Kurz vor 11 Uhr waren ganze zwei Zuschauer da, dann kamen, als wäre ein Reisebus ausgeladen worden, weitere 80 hinzu. Es war wie Zauberei. Das setzte Clownin Trine gleich fort. Mit ihrer clownesken Stuhlperformance, ihren Zaubertricks und närrischen Jonglierkünsten (sie konnte in der Tat mit ganzen 9 Bällen gleichzeitig jonglieren, je drei davon waren zwar aneinandergenäht, aber das änderte nichts daran, dass es sich um ganze 9 Bälle handelte) holte sie nicht nur die Allerkleinsten ab, sondern brachte auch die Eltern zum Lachen. Ein toller Abschluss, der berechtigt mit riesigem Applaus gewürdigt wurde.
So gingen sie zu Ende, die 18. Leipziger Straßentheatertage 2025. In den Reflexionsrunden kam die Idee auf, im nächsten Jahr vielleicht mal einen anderen Ort, an dem sich viele Leute befinden, auszuprobieren. Die Eisenbahnstraße und/oder die Karl-Heine-Straße wurden bei diesen Überlegungen vorgeschlagen.
Schau´mer mal.
17. Leipziger strassentheatertage 2024
Rückblick 2024
Die 17. Leipziger Straßentheatertage waren vom 12. bis 14.September 2024.
Mit dabei waren Theater Fingerhut (Frank Schenke), die Leipziger Nasen e.V., Improgruppe Brimborium Totale, die Plagwitzer Ballettschule, die Theatergruppe Spielbande (vom Leipziger Bündnis gegen Depression e.V.), Compagnie Lapadou und Improtheater Susanne und Moritz
Bericht 17.Leipziger Straßentheatertage
Von einem Drahtesel
Den Auftakt in diesem Jahr machte das Theater Fingerhut, alias Frank Schenke, mit seiner Geschichte eines Drahteselchens. Ein Lastenfahrrad, eine Blumenvase, Blechkannen und -töpfe waren die Helden um einen Königssohn, der trotz anfänglicher Widrigkeiten am Ende, wie es in den guten alten Märchen erwartet wird, sein Glück fand.
Ein toller, gelungener Auftakt der Groß und Klein entzückte wegen der kreativen Einfälle, der wunderbaren Spontaneität – als ein großer LKW durch die Petersstraße fuhr, wurde der zur Königskutsche umgedeutet -, der herrlichen Spielfreude Frank Schenkes und nicht zuletzt der herzerwärmenden Geschichte, die einen großen Zuschauerkreis, trotz der Kälte zusammenhielt.
Clowneske Nasen
In einem Walc act clownerten die Clowns von den Leipziger Nasen e.V. die Petersstraße bis hin zum Hugendubel und performten mit großen weinroten Flügeln, die flatternd im Kreis, mal schützend, dann wieder raumgreifend verschiedene Konstellationen des Miteinanders spielten und tanzten. Die Leipziger Nasen machen Kinderclownprojekte, treten auf Schulanfangsfeiern, Festivals und in Pflegeheimen auf. In diesem Jahr erfreuten sie das zweite Mal das Leipziger Publikum in der Innenstadt.
Der erste Tag, ein Donnerstag, der in der Vergangenheit nur mäßig lief, war heute ein voller Erfolg, trotz der ungewohnt nasskalten Temperaturen. Dank zweier wunderbarer Beiträge war die Petersstraße an diesem Tag perfekt vorgewärmt.
Brimborium Totale
Hinter diesem Titel steht die Improvisationstheatergruppe mit Spielern, die in ihrer Freizeit regelmäßig zum gemeinsamen Improvisieren zusammenkommen. Ihre erste Straßenerfahrung war dank ihrer sehr präsenten Stimmen, ihrer dynamischen Szenen und ihrer engen Verbindung zum Publikum mehr als gelungen. Beziehungsprobleme und Eifersüchteleien brachten die Zuschauer zum Lachen und am Ende zum lautstarken Klatschen.
Zuckersüßer Tanznachwuchs
Die Plagwitzer Ballettschule mit ihren schier unzähligen Tanzmäusen verzauberte den Platz vorm Hugendubel zu einem Fest. Ob pingiunartiges Wackeln, im Kreis und ballettös kunstvoll geschwungene Arme, tänzerisches Hüpfen oder Partytanzen, die süßen kleinen Tänzer und Tänzerinnen um Tanzpädagogin Julia Veigel brachten die Stimmung zum Beben.
Vom Fischer
Die Spielbande, eine Theatergruppe des Leipziger Bündnisses gegen Depression e.V. spielte, dieses Mal mit fast komplett anderer Besetzung ihre Straßentheaterfassung vom „Fischer und seiner Frau“. Die vier Spieler*innen schafften es gekonnt die Absurdität und Tragik der Geschichte mit einer Brise Komik zu würzen und erreichten dabei eine erstaunliche Tiefe in ihrem Spiel. Der verzweifelte Ruf des Fischers, der Wahnsinn der Frau, die clowneske Komik der Wachen und der wie unter Dauerstrom stehende Zauberfisch verschmolzen dank der Spielleistung zu einer ganz besonderen Aufführung, die die Privatperson hinter der Rolle, aber auch die Maske davor auf subtile, unaufdringliche Weise durchscheinen lies.
Mit einem Gedicht den Drachen besiegen
Auf der Straße zu improvisieren ist immer eine Challenge, aber Susanne Bolf, Moritz Riemer und eine weitere Mitspielerin rockten mit Reimen, gefährlichen Drachen, atemberaubenden Kämpfen und absurden Wendungen den Auftakt des dritten Tages der Straßentheatertage. Einzig durch ein Gedicht konnte die Macht des Drachens, der wie eingetütet in einem goldenen Cellophan Umhang daherkam, überwältigt werden. Waren die Zuschauer anfangs noch knapp zweistellig füllte sich der Platz vorm Hugendubel bis zu 80 Leuten an.
Nirgendwo allein
Die beiden Proficlowns sind schon Stammgäste bei den Leipziger Straßentheatertagen. Vom Publikum geliebt waren sie in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal dabei. Mit Auszügen aus ihrem Clownsstück „(N)irgendwo allein“ brachten sie die halbe Innenstadt zum Lachen. Ihr Programm begeisterte kleine wie große Zuschauer, ihre perfekt und organisch-natürlichen akrobatischen Choreografien, die clownesken Lösungen, die sie fanden, um sich die Zeit beim Warten zu vertreiben und der verzweifelte Kampf um Zweisamkeit vs. Einsamkeit ließen kein Gesicht ungelacht zurück. Zwei Mal verschafften sich diese beiden unschlagbaren Clowns rekordverdächtig große Zuschauerkreise. Mit denen kann man nirgendwo allein sein.
Die Compagnie Lapadou, alias Mira Schubert und Nils Klawon sind immer ein Höhepunkt und mit einem solchen waren nun auch die 17. Leipziger Straßentheatertage eingetütet.
Was bleibt, ist ein angenehm warmes Gefühl in der Herzgegend.
16. Leipziger strassentheatertage 2023
Bericht Leipziger Straßentheatertage 2023
Gilad Shabtay – der Einmannalleszirkus
Den diesjährigen Auftakt machte der Alleskönner Gilad Shabtay mit seiner Show „Kirkas Gilgamesh“, die einfach alles enthält, was Straßenkunst so haben kann: Artistik, Akrobatik, Theater, Zauberei und Comedy. Einmal mehr versammelte sich halb Leipzig am Hugendubel in der Petersstraße, um Gilads Show zu erleben, die alle Altersgruppen gleichermaßen beglückte.
Home?
Ein besonderer Programmpunkt war Sebastian Utrechts „Home?“ vom Labaaz Theater, ein tragikomisches, nonverbales Stück, das auf wundervoll poetische Weise der Frage nach Heimat und Ankommen nachgeht. Ein Mann im gelben Regenmantel versucht sich ein Zelt aufzubauen, hängt seine Socken an eine provisorische Wäscheleine und bemüht sich nach allen Kräften, sich in der Fremde wohlzufühlen. Dabei erhalten die Wäscheklammern und Socken nach und nach ein Eigenleben und es scheint als sind es nicht die Menschen, sondern die Gegenstände, die ihm ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben. Dieses ruhige, zart gespielte Stück ist wie ein Gedicht und verlieh dem kleinen Festival eine besondere Farbe.
Spielbande
Ebenfalls am Donnerstag, dem ersten Tag der Straßentheatertage 2023, brachte die Theatergruppe Spielbande vom Leipziger Bündnis gegen Depression mit ihrer sehr eigenen Version des Märchens „Vom Fischer und seiner Frau“ die Passanten zum Lachen und Staunen. Die in der Inszenierung geplanten, aber aus technischen Gründen fehlenden Musikeinsätze besorgten zum allgemeinen Spaß die Zuschauer. Sie machten die Meeresgeräusche, waren die Möwen, tönten königliche und kaiserliche, ja sogar päpstliche Atmosphären und stürmten je doller, je unverschämter die Wünsche der Frau wurden. Das Spiel der vier „Spielbändler“ überzeugte dabei vollends.
Und so wurde der erste Tag nachhaltig fröhlich abgerundet.
Turbulenter Ärger
Der Freitag war der aufführungsreichste und wurde auch zum turbulentesten Tag. Zauberer Charming Jay, der zwar allbekannte Tricks präsentierte, aber das machte er mit einer schier unnachahmlichen Lässigkeit und zudem professionellen Sicherheit, dass es einfach Spaß machte dabei zuzugucken und zu staunen. Dabei faszinierte besonders seine Schnelligkeit an schier unzähligen Metallringen, die sich erst verhedderten um dann schließlich mit Leichtigkeit aus der Verhedderung befreit wurden, um dann gleich wieder verheddert zu werden. Die Augen kamen vor Staunen gar nicht hinterher. Gilad versammelte wieder ganz Leipzig um seine Show und auch das Energiepaket Mr. Copini begeisterte die gesamte Innenstadt mit seiner Zirkusshow „The Herock“ bei der neben einer poetischen Glaskugelnummer, Freddy Mercury zum Leben erweckt wurde und neben vielen weiteren Gimmicks und komischen Mitmachaktionen auf dem Einrad mit brennender Fackel jongliert wurde. Etwas schwerer hatte es das Improtheater von Susanne und Valerie, die ihren ersten Auftritt verschieben mussten, weil sich der Standort als zu ungünstig erwiesen hat. Dafür bekamen sie ihr Publikum später, als sie auf der Grimmaischen Straße mit ihren Kostümversatzteilen und Perücken Geschichten erfanden und dabei leuchtende Augen auf sich richteten. Auch Sebastian Utecht fand am Freitag für sein poetisch-clowneskes Stück nur wenig Publikum, was wohl auch am ungünstigen Standort lag. Dann gab es noch Ärger mit der Polizei, die mehrmals Beschwerdeanrufe von Anliegern um den Standort Petersstraße Höhe Hugendubel erhielten. Denn denen war es zu laut und zu lang. Die Auflagen sehen vor, dass man pro Standort nur 30 Minuten spielen darf. Tatsächlich hatten wir zwei Künstler die zeitlich überzogen. Was allerdings nichts daran änderte, dass die Passanten viel, viel Spaß hatten.
So endete dieser turbulente Tag mit den wunderbaren Clownsduo Lapadou, die eine sichtbare Entwicklung seit ihrem ersten Auftritt 2016 gemacht haben. Ihr Nummern wirkten ausgereifter, ihr Spiel authentischer und tiefgründiger, rhythmisch waren sie super aufeinander eingespielt und ihre Clownerien gewannen an Komik und Zartheit. Wer ihnen bei ihren kleinen Szenen zusah, wurde mehr und mehr in ihre absurd-clowneske Welt hinein gezaubert, und ja, man verliebte sich ein wenig in diese Figuren.
Hundertfaches Lächeln
Das Auf- und Ab am Vortag und der kleine polizeiliche Ärger waren am Samstag vergessen. Alle Shows hatten ihr Publikum, alle strahlten, die Innenstadt und ihre Passanten wurden nadelstichartig von den Straßentheateraktionen überrascht und begeistert. Wie wichtig der Standort für eine Straßenshow ist, zeigte sich an diesem Tag deutlich bei Mr. Copini. Der Publikumsmagnet spielte auf Höhe Musikschule und versammelte da weitaus weniger Zuschauer als noch am Vortag vorm Hugendubel. Wir verlegten die für dort geplanten Auftritte an andere Slots, um weiteren Ärger zu vermeiden. Für die Künstler war das, speziell im Falle von Mr. Copini nicht optimal. Nichtsdestotrotz fanden auch jene Theatershows, die es noch am Vortag schwer hatten, große mit Publikum gefüllte Halbkreise. Beim Improtheater mit Neulingin Emma battelten sich Hexen und wilde Geschichten um Haarkämme, die so entlegen sie auch anmuteten, immer verständlich, kindgerecht und auf lustig sympathische Weise abgeschlossen wurden, was im Anbetracht ihrer absurden Elemente als Kunststück gelten kann. Auch das sehenswerte Stück „Home?“ von Sebastian Utecht fand verdientermaßen viel Zuspruch und Publikum. Einmal mehr verclownerte die Compagnia Lapadou die Innenstadt zur großen Freude der Passanten.
So endeten die Leipziger Straßentheatertage in der Innenstadt mit hundertfach lächelnden Gesichtern. Denn genau darauf ist das Konzept der Straßentheatertage ausgerichtet.
Ein Schlossmärchen als Abschluss
Am Sonntag auf dem Gelände der Feinkost legte Märchenerzählerin Ilonka Struve aus Weißenfels ihre historischen Kostüme aus und so verwandelten sich die Kinder in Ritter, Prinzessinnen, Königinnen, Könige und Diener und reisten in einer königlichen Schlossgeschichte mehrere Hundert Jahre in die Vergangenheit. Ilonka Struve spielte die Hofdame, die nicht nur das Pipi der Könige und Königinnen organisieren musste, sondern auch für deren leibliches Wohl mit einer imaginären Suppe sorgte. Die Geräuschkulisse und das Volk gaben derweil die übrigen Zuschauer*innen und Eltern im Publikum. Der Sonntag wurde so zu einem gemeinsamen theatral-königlichem Gruppenerlebnis und rundete die diesjährigen Straßentheatertage, die geschätzt rund 2500 Zuschauer zum Lächeln und Lachen brachten, märchenhaft ab.
15. Leipziger strassentheatertage 2022
Bericht 15. Leipziger Straßentheatertage 2022
Impro – Zirkus – Clown und Regen
Ein Jubiläum
Was 2007 aus einer fixen Idee entstand, wiederholte sich nun zum 15. Mal. Einmal, 2019 wurden die Straßentheatertage ausgesetzt und dann 2020 vom Kulturamt Leipzig gefördert. Die Einfachheit (keine Banner, keine Bühnentechnik, keine Podeste, keine aufwändigen Flyer und sonstige Werbemaßnahmen) unterscheidet es nach wie vor von ähnlichen Straßentheaterevents. Gilad Shabtay meinte nach seinen Auftritten: Es ist ein besonderes Festival.
Die Zuschauer müssen dieses Festival entdecken und die Künstler müssen ihr Publikum erobern. Das macht es einerseits schwerer und andererseits ehrlicher.
Bei den 15.Leipziger Straßentheatertagen kamen wieder, und darüber freuen wir uns sehr, verschiedene Darstellende Künste zusammen. Von den Straßentheaterprofis Gilad Shabtay und Davide Gibbo Fontana, über die Improprofis Susanne und Valerie, bis hin zum Clownduo Theater Colombina, dem Leipziger Künstler Martengo zum Kinderballett der Plagwitzer Ballettschule. Es wurde getanzt, geclownert, improvisiert, jongliert, akrobatikt und spagatiert.
Der erste Tag
Los ging es planmäßig am Freitag. Die Wettervorhersage war anfangs der Woche beängstigend. Da hieß es, dass es durchregnen würde. Und so wichtig Regen derzeit auch ist, so ungünstig ist er für nicht überdachte Open Air Events.
Doch, zum Glück, es regnete nicht, das Wetter war angenehm warm, die mobilen Verkaufsstände separierten etwas den ersten Spielort (Hugendubel), trotzdem blieb genug Platz. Mit einem der Stargäste, jedenfalls war er schon auf nahezu allen bedeutenden Straßentheaterfestivals, nämlich Davide Gibbo Fontana, dem sympathischen Italiener, startete der Tag. Die ersten zehn Minuten waren noch schwerfällig, nur wenige Passanten blieben stehen, für Gibbo eine ungewohnte Situation. Dann legte er einfach los und nach und nach füllte sich der Kreis, bald waren rund 80 Leute um den Italiener versammelt. Der bot in seiner bunten Show Physical Comedy, Feuerjonglage, lustige Mitmachaktionen und brachte die Leute immer wieder mit überraschend absurd-komischen Aktionen zum Lachen. Beispielsweise schnappte er sich das Fahrrad einer Zuschauerin, verschwand, und kam dann auf dem Rad sitzend und rückwärtsfahrend wieder.
Ein fulminanter Start.
Danach kämpfte der Leipziger Martengo mit wenig Platz und wenig Zuschauern. Aber jene, die blieben hatten Spaß an seinen akrobatischen Mitmachaktionen (so stellte er sich ein umstehendes Kind auf seine Schultern), mit seinen inszeniert unperfekten Artistiknummern und mit seiner Leiternummer, die im letzten Jahr zum Geheimtipp wurde.
Dann kam er doch, der Regen und traf die kleinen Tänzerinnen und Tänzer der Plagwitzer Ballettschule. Aber sie zogen ihren für die Straße konzipierten Mitmachtanz, durch. Kreiselnd, wie ein Roboter, mit ausgebreiteten Armen, den Körper schüttelnd und mit eleganten Schwungbewegungen ließen sie die Herzen ihrer Eltern und einiger Beobachter höherschlagen. Tapfer, diszipliniert, wacklig und graziös animierten sie mit ihrer Tanzpädagogin Julia Veigel die Zuschauer, die inzwischen halbwegs geschützt unterm Baum standen, während die jungen Tänzerinnen dem Regen trotzten.
Und der, böse wie er war, verschwand kurz nach Ende der gelungenen Performance.
Dann kam der Star vom letzten Jahr, der in Israel geborene Alleskönner Gilad Shabtay. Innerhalb kurzer Zeit hatte er halb Leipzig um sich versammelt und tanzte, zauberte, jonglierte und gagte sich in die Herzen vieler, vieler Zuschauer. Erstaunlich waren seine akrobatischen Fähigkeiten, mit Leichtigkeit stand er auf seinen Händen, und sprang in den Spagat, und redete dabei so normal locker als würde er grad Kaffee trinken. Es war ein Genuss und eine Freude seine einstündige Show zu erleben. In allem, was er tat, brachte er seinen jüdischen Charme mit ein. So wurden seine Jonglage, seine Zaubereien und seine Zirkusnummern zu außergewöhnlichen Unikaten.
Nach der Show wollte man so sein wie der EinMannZirkus Gilad Shabtay.
Den Abschluss dieses gelungenen Tages machte wieder Gibbo.
Bei Sonnenschein ging es nach Hause. Zufrieden, inspiriert und mit Vorfreude auf den kommenden Tag.
Der zweite Tag
Improtheater, Clowns, Straßenstars und Regen. So könnte man den zweiten Tag betiteln.
Am Anfang lief alles nach Plan. Davide Gibbo Fontana glänzte, Die Improspielerinnen Susanne Bolf und Valerie Habicht-Geels erspielten sich ihr Publikum und improvisierten Geschichten von Hexen, Dinos und schönen Prinzessinnen. Was sich anfänglich noch als schwierig erwies, nur eine Handvoll Zuschauer blieb stehen, wurde bald ein Riesenevent. Ein großer Kreis versammelte sich um die beiden Spontankünstlerinnen. Und bei ihrer zweiten Show stapelte sich halb Leipzig um die einerseits technisch einfachste, aber auf der Straße schwierigste Form des Theaters: Improtheater, ohne Mikro, ohne Musik. Die beiden rockten es.
Nebenan war gleich danach Märchenzeit. Zwei Clowninnen, Christiane Stauffer und Tanja-Marie Streller, alias Theater Colombina spielten ihre für die Straße modifizierte Fassung vom Froschkönig. Und dabei regnete es. Um die beiden war ein hartnäckiger Kreis von Kindern und Eltern mit Schirmen versammelt. Der Regen wurde heftiger aber alle blieben. Pitschnass zogen die Clowninnen ihre sympathische Version des Märchenklassikers in 20 Minuten – das war das veröffentlichte Ziel, denn die Indoor-Variante dauert gewöhnlich 45 Minten – durch, brachten die Kinderaugen zum Leuchten und die Elternherzen zum Schmelzen. Witzig, temporeich und spontan war ihr Spiel. Wer ihnen länger zusah bekam unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen.
Der Regen blieb und brachte den Plan etwas durcheinander. Gilad Shabtay setzte eine Show aus und holte diese 18 Uhr nach. Die Sonne kam wieder, die Zuschauer auch und die Freude in der Einkaufszone stieg erneut, und das spontan und nachhaltig.
Insgesamt gab es heute acht Shows auf der Petersstraße. Die Vielfalt an Zuschauern war imposant, von Kindern bis Rentner, Studenten bis Nichtstudenten … gefühlt amüsierten sich ALLE.
Ein, trotz erneutem Regen, gelungener Tag.
Der dritte Tag
Am Vormittag im Clara-Park am Spielplatz fanden die 15.Leipziger Straßentheater mit seinem Kinderprogramm einen würdigen Abschluss. Nicolas Dreher aus Bad Düben, der viele Jahre lang in Würzburg Improtheater-Erfahrungen sammelte und dort, zusammen mit seinen Kollegen das Kinderimproformat „Frag doch mal den Klaus“ entwickelte, spielte zusammen mit Clown Gerno Knall die Antworten auf Fragen wie: Warum ist die Banane krumm? oder Wieso sind Kokosnüsse rund? Die Antworten auf diese und ähnliche Fragen wurden von den beiden Improvisateuren zur Freude der rund 70 ZuschauerInnen getanzt, gedichtet und in komischen Geschichten gespielt.
Ein tolles Format, das, mit einem Augenzwinkern, statt gewöhnlicher Antworten völlig neue (absurde) Perspektiven auf das Wissen der Welt bereithält.
So hoffen wir und freuen uns schon drauf, dass es im kommenden Jahr die 16. Auflage dieses kleinen Festivals geben wird.

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